Okayama, 700.000 Einwohner, liegt zwischen Osaka und Hiroshima und wird von Touristen deshalb meist übersehen. Grund für mich, diesen nicht so überlaufenen Ort als Zwischenstation auszusuchen. Vom Zielort der Radtour ist es nur eine Stunde mit dem Zug. Praktisch ist, dass mein Hotel Japan Rail gehört und direkt auf dem Bahnhofsgelände steht. Vom 11. Stock kann ich die Shinkansen-Züge ein- und ausfahren sehen.
Unten im Bahnhofsgebäude liegen auf zwei Ebenen glitzernde Shopping-Meilen und Food-Courts, schätzungsweise 30–40 kleine Restaurants, die alle über eine eigene kleine Küche verfügen. Dazu Verkaufsstände, die Reisbällchen, Onigiri und Bento-Boxen verkaufen. Ein Bento-Shop hat es mir besonders angetan. Er hat Modelle seiner Boxen ausgestellt, die Originalteile liegen aufwendig verpackt in Kühlregalen. Ich zähle die Modelle, die den Inhalt der Bento-Boxen in 3-D veranschaulichen, und höre bei 100 Stück auf – da habe ich aber erst die Hälfte des Ladens geschafft.
200 unterschiedlich Bento-Boxen in einem einzigen Bahnhofsgeschäft







Am frühen Morgen sehe ich Studentinnen und Studenten in sehr vollen Bussen zur Uni fahren und beobachte die Menschen auf dem Weg zur Arbeit. Was mir auffällt, ist die Lässigkeit, die Okayama ausstrahlt. In den Unterführungen kommt beschwingte Pop- und Jazzmusik aus den Lautsprechern, es sind viele junge Menschen unterwegs, und die Kleidung ist viel lässiger, als ich es bisher wahrgenommen habe.

Eine herrlich altmodische Straßenbahn bringt mich innerhalb von 10 Minuten zu den Hauptattraktionen der Stadt – zur Burg Okayama und zum Park. Ich bestaune – gemeinsam mit einigen chinesischen Touristen – die Burg und zahle dann 2 Euro Eintritt für den Korakuen-Garten. Ich erlebe eine herrlich weitläufige Parklandschaft mit großen Rasenflächen, künstlichen Bächen und Teichen, Bäumen in schönsten Herbstfarben, Blumen und einem Bambuswald um das gesamte Areal. Auch dieser Park ist nicht überlaufen; ein paar Touristen mischen sich unter Einheimische und zwei Gruppen Grundschulkinder sind unterwegs.










Am Nachmittag ein kurzer Ausflug in die kleine Stadt Kurashiki. Hier erlebe ich eine wunderbare Atmosphäre und schöne Fotomotive, zum Beispiel den Tempel im Abendlicht. Ein sehr freundlicher alter Mann gibt mir auf Englisch gute Tipps. Er sagt, er liebe Deutschland, denn er sei vor 25 Jahren in München gewesen und habe dort viel Bier getrunken. Er ist mir sehr sympathisch.

Das Besondere an der Stadt sind die alten Lagerhäuser aus dem 16. Jahrhundert, die jetzt Geschäfte und Cafés beherbergen. Es gibt viel Kunsthandwerk, zum Beispiel eine Hutmacherin, eine Schneiderin und einen Laden für Holzspielzeug. Dort kann man sich sein Spielzeug sogar aus einzelnen Holzteilen individuell zusammenkleben – sicher ein großer Spaß für Kinder. Die Atmosphäre ist angenehm, weil auch Einheimische hier flanieren und mit den Ladenbesitzern plaudern, sowie einige japanische Touristen und ganz wenige westliche/chinesische. Die engen Gassen sind nicht überlaufen. Ein schöner Ort, der auf meine Nochmal-Besuchen-Liste








Ein entspannter Tag zum Genießen: 9 Punkte
Datum: 6. November 2025 — Ort: Okoyama
Japanisches Fast Food
Japans Fast Food hat sich aus der traditionellen Alltagsküche entwickelt und verbindet Schnelligkeit mit eigroßer handwerklichen Sorgfalt. Viele Gerichte sind seit Jahrzehnten nahezu unverändert und folgen festen Mustern, die überall im Land verstanden werden.
Onigiri – Reisbällchen mit Füllung – gelten als klassisches Unterwegsessen. Sie sind einfach, sättigend und in jedem Kombini erhältlich. Der Algenmantel bleibt dank cleverer Verpackung bis zum Verzehr knusprig. Die Reisbällchen haben eine angenehm saftig-klebrige Konsistenz und lassen sich wunderbar mit der Hand essen. Bei den Geschmacksrichtungen sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Gemüse, Fleisch, Fisch, Früchte – gern auch kombiniert. Es gint einfache in Folie verpackte im Kombini für weniger als 1 Euro und kunstvolle Einzelstücke in speziellen Läden, oft an Bahnhöfen für 2-3 Euro.
Bento-Boxen sind eine weitere Form schnellen Essens: warm oder kalt, klar portioniert und mit Reis, Gemüse, Eingelegtem und Fisch oder Fleisch. Bahnhofs-Bentos (Ekiben) gehören zur japanischen Reisekultur und sind regional geprägt. Die Bentos sehen einfach wunderschön aus. Sie kombinieren kleine Portionen verschiedener Salate, Fisch, Fleisch, Reis, Obst und Dessert. Alles wird kunstvoll in einer Box verpackt, dazu bekommt man Stäbchen, ein Deisinfektiontuch und einen Zahnstocher. Für Kinder gibt es spezielle Bentos, mit lustigen Motiven.
Nudeln in vielen Varianten – Ramen, Udon, Soba – lassen sich in kleinen Spezialrestaurants in wenigen Minuten bestellen und verzehren. Das laute Schlürfen gilt nicht als unhöflich, sondern als Zeichen dafür, dass die Nudeln heiß und frisch sind. Auch hier sind die Kombinationen mit Fisch, Fleisch, Gemüse unerschöpflich. Meine Favoritin war eine Ramen-Suppe nur mit geronnenem Ei, Frühlingszwiebeln und Ingwer. Die köstliche Bouillon hatte wahrscheinlich eine Fleischbasis. Im Schnellrestaurant je nach Portionsgröße (small / medium / large) 2-4 Euro, wobei auch hier gilt. japanisch klein = deutsch medium:
Katsudon und Curry-Reis sind einfache, kräftige Gerichte, die in kleinen Lokalen schnell serviert werden. Japanisches Curry ist mild, dickflüssig und ein traditionelles „Alltagsgericht“, das schnell sättigt.

Was mir heute aufgefallen ist: Wasserspender
Überall in Japan stehen Wasserspender, an denen man sich kostenlos mit kaltem und heißem Trinkwasser versorgen kann. An Bahnhöfen, in Hotlels, Supermärkten, auf öffentlichen Plätzen.
Im Restaurant bekommt man automatisch ein Glas Wasser kostenlos zum Essen. Ist es ausgetrunken, wird nachgeschenkt.
Niemand muss 4 Euro für ein Mineralwasser bezahlen, kein Lokal nötigt seine Kunden, Getränke zum Essen zu bestellen.
Selbst in Food-Courts stehen die Wasserspender. Dass sie chic und modern und blitzend sauber sind, versteht sich von selbst.

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