Kagoshima hat mich mit seiner lockeren, lebensfrohen Atmosphäre vollständig in Besitz genommen. Sehr früh am Morgen gehe ich zum Fährhafen, um ein Ticket für den folgenden Tag nach Yakushima zu kaufen. Danach frühstücke ich in einer französisch angehauchten Bäckerei – es gibt wunderbares europäisches, herzhaftes Gebäck, darunter auch etwas, das an georgisches Chatschapuri erinnert, mit heißem Käse gefüllt. Und köstlichen Kaffee.
So gestärkt wollte ich eigentlich zurück ins Hotel, um endlich mit dem Tagebuch und seinen technischen Tücken weiterzukommen und Fotos zu sortieren – bevor ich am Nachmittag zur unmittelbar vor der Stadt liegenden Insel mit dem gleichnamigen Vulkan Sakurajima übersetze. Dann scheint mir das Licht für Fotos am besten zu sein. Aber ich bin zu ungeduldig und entscheide mich, schon jetzt zu fahren. Die Überfahrt nach Sakurajima (Kirchschblüteninsel) dauert nur 15 Minuten, ein Ticket kostet lediglich 1,50 Euro.

Die Fähre ist voller gut gelaunter Menschen – Schulklassen, chinesische Touristengruppen, Ausflügler. Es ist warm und sonnig, allerdings etwas diesig, und der Vulkan zeigt sich im Gegenlicht nicht von seiner fotogenen Seite. Am Fährhafen der Insel sehe ich einen Fahrradverleih und eine Bushaltestelle, von der ein kleiner Bus die Besucher auf einem Rundkurs im Hop-on–Hop-off-Verfahren über die Insel chauffiert. Das Ticket für eine komplette Runde (ca. 2 Stunden) kostet 1,50 Euro, ein unbegrenztes Tagesticket 2,50 Euro. Im Fahrpreis enthalten sind eine kleine klassische Faltkarte zur Orientierung während der Fahrt und Erklärungen aus dem Bus-Funk.

Die Route führt über mehrere Aussichtspunkte und kleine Ortschaften. Es geht teilweise steil bergauf, die Straßen sind eng und es gibt kaum Verkehr. Die Insel ist unglaublich grün und wild; einige wenige Siedlungen verteilen sich entlang der Küste. Wir besuchen einen Aussichtspunkt unterhalb des Kraters und wir riechen beißenden Schwefelgeruch. Dann geht es wieder nach unten auf den Rundkurs um die Insel.




In einer der kleinen Ortschaften steige ich spontan aus., ich möchte die Gegend zu Fuß erkunden. Ich komme an einer Grundschule vorbei und sehe Schulkinder auf dem Heimweg, die ausgelassen lachen und mir zuwinken. Zu ihren kurzen Hosen tragen sie große gelbe Schutzhelme, was ihnen einen verwegenen Look gibt. Am kleinen Hafen ruhen sich Fischerboote von der letzten Fahrt aus, und einige Angler stehen am Kai.
Ich folge einem der Fußwege bergan in Richtung Vulkan und passiere kleine, aber sehr gepflegte Wohnhäuser, Obst- und Gemüsegärten und immer wieder Orangenbäume. Ein Konzert von Vogelstimmen, wie ich es noch nie gehört habe, lässt den Ort paradiesisch wirken.






Die Schattenseite dieses Paradieses ist der Vulkan: Sakurajima ist permanent aktiv (manchmal nimmt man den Schwefelgeruch wahr), und stärkere Ausbrüche sind nicht auszuschließen. Daher gibt es auf der Insel Evakuierungsräume in die die Einwohner im Ernstfall flüchten können. In regelmäßigen Abständen kommt es zu kleineren Eruptionen, die Asche ausstoßen. Deshalb ist die Vulkanaktivität auch Thema in jedem regionalen Wetterbericht, und Kagoshima besitzt spezielle Straßenreinigungsmaschinen, die den Vulkanstaub beseitigen.
In einem kleinen einfachen Gasthaus am Hafen von Sakurajima bekomme ich ein Mittagsmenü aus frisch gefangener und frisch zubereiteter Makrele mit Reis und Miso-Suppe sowie Wasser und Tee – für 4,50 Euro. Im Hafen geht wieder alles schnell, Ticket kaufen, aufs Schiff gehen, die letzten Sonnenstrahlen genießen.


Am Nachmittag bummle ich durch Kagoshima und lasse nochmals die entspannte Atmosphäre auf mich wirken. Heute sind wirklich alle Kneipen voll, das Wochenende beginnt. Ich kaufe im Supermarkt Fertigerrichte, die ich im Hotel in der dafür vorgesehenen Mikrowelle aufwämäre
Tageswertung: Ein schöner Ausflug, schöne Fotos, viel Sonne 9 Punkte
Datum: 7. November 2025 — Ort: Sakurajiama
Japans Naturgewalten
Japans Landschaft ist von starken Naturkräften geprägt, und vieles, was den Alltag und die Kultur des Landes ausmacht, lässt sich aus diesen geologischen Bedingungen erklären.
Entlang des Pazifischen Feuerrings liegen über hundert aktive Vulkane. Aus dem Erdinneren steigen heiße Gase und Wasser auf – daher die unzähligen Onsen, die überall im Land zu finden sind. Diese heißen Quellen sind seit jeher Orte der Heilung und Gemeinschaft, und sie folgen einem alten, gut erprobten Rhythmus: baden, entspannen, zur Ruhe kommen.
Die gleiche geologische Aktivität führt regelmäßig zu Erdbeben. Die meisten sind klein und kaum zu spüren, gehören aber wie selbstverständlich zum Leben in Japan. Die Bauweise, die Erdbebenwarnsysteme und das Verhalten im Notfall wurden über Jahrzehnte verfeinert.

Besonders gefürchtet sind Tsunamis – gewaltige Flutwellen, die nach starken Seebeben entstehen können. Historische Ereignisse, wie der große Tsunami von 2011, haben gezeigt, wie zerstörerisch diese Kräfte sein können. Seither wurden Küstenschutz, Frühwarnsysteme und Evakuierungswege weiter verbessert.
So lebt Japan in einer ständigen, respektvollen Auseinandersetzung mit den Kräften der Natur – eine Haltung, die auch heute noch viele kulturelle Muster des Landes prägt


Japan nutzt seine reichen geothermischen Ressourcen nicht nur für Badezwecke, sondern auch zur Energiegewinnung.
Die Nutzung der Erdwärme zur Stromerzeugung begann bereits in den 1960er-Jahren. Heute betreibt Japan rund 20 geothermische Kraftwerke, vor allem auf Kyūshū, Honshū und Hokkaidō, wo vulkanische Aktivität besonders stark ist. Die bekanntesten Anlagen liegen in Ōita (Beppu und Hatchōbaru) und Yamagata (Matsukawa). Ihr Anteil an der nationalen Stromproduktion ist allerdings noch gering – etwa 0,3 bis 0,5 % –, obwohl das technische Potenzial weitaus höher eingeschätzt wird.
Ein Grund für die begrenzte Nutzung liegt im Konflikt zwischen Energiegewinnung und Tourismus: Viele der besten geothermischen Zonen liegen in geschützten Nationalparks oder traditionellen Onsen-Regionen, wo Bohrungen und industrielle Anlagen nicht erwünscht sind.
Seit dem Reaktorunfall von Fukushima 2011 fördert die Regierung verstärkt den Ausbau erneuerbarer Energien, darunter auch Geothermie. Neben der Stromerzeugung gewinnt die direkte Nutzung der Wärme an Bedeutung – etwa zum Heizen von Gebäuden, Gewächshäusern und Aquakulturen.
Was mir heute aufgefallen ist
Sehr viel schwarzer grober Staub in den Straßen von Kagoshima, der wohl vom dauerhaft aktiven Vulkan herrührt. Die Stadt setzt spezielle Kehrmaschinen dagegen ein, aber die kommen nicht in jede Ecke .
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